Ich bin aufgewachsen mit einer Tante, die als geistig behindert galt. So hatte ich viel Kontakt zu Menschen mit Behinderung. Der Umgang damit war für mich selbstverständlich.
Ich bekam mit was passiert, wenn über Menschen entschieden wird, die nicht der sog. gesellschaftlichen Normen entsprechen. Ich erlebte, wie aus einer glücklichen arbeitsbegeisterten Tante, die in ihrer WfbM Kleidung für handgeschnitzte Marionetten herstellte, plötzlich eine unglücklich und arbeitsscheue Tante wurde, die in ihrer WfbM frustriert Tütchen packte.
Damals sah ich, dass ein eigenständiges betreutes Leben nicht möglich war, weil Vorurteile und Geld ein selbstbestimmtes Leben behinderten. Ich bekam mit wie diese Menschen nicht ernst genommen, ungerecht und herablassend behandelt wurden.
2004 hatte ich einen Autounfall der mich als Querschnittgelähmte in den Rollstuhl brachte. Ich ließ mich nicht unterkriegen und habe alles das gemacht, was für mich zu einem erfüllten Leben dazu gehört.
Ich habe geheiratet, 2008, 2013 und 2015 meine Kinder bekommen, habe als Technische Zeichnerin und in der Qualitätssicherung gearbeitet, bin in den Urlaub gefahren und habe in der Freizeit viel unternommen.
In dieser Zeit bin ich auf Barrieren gestoßen, Barrieren die mich an meine Grenzen brachten, die mich hilflos machten. Eine Hilflosigkeit die ich keinem wünsche und vermeidbar gewesen wäre! Aber ich habe die Hindernisse gemeistert und mich von keinem aufhalten lassen. Heute bin ich froh über diese Erfahrungen, sie schenkten mir einen besseren Blick auf die Probleme in unserer Gesellschaft und Umwelt. Natürlich nahmen die Barrieren über die Jahre ab, leider wurden anderer dafür geschaffen, weil Gesetzte nicht richtig überdacht wurden. Deshalb fing ich an, mich politisch zu engagieren.